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Mittwoch, 22. Dezember 2010

Blaulicht!

Ich höre die Bremsen quietschen sehe wie wir in Sekunden den winzigen Abstand zu dem Auto überwinden, dass aus unerfindlichen Gründen mitten auf der vereisten Fahrbahn stehen bleibt. Eigentlich ist das Gefühl gar nicht so schlecht. Das Gefühl vor dem Aufprall. Ich will die Augen zu kneifen aber es geht viel zu schnell. Ich höre einen ohrenbetäubenden Knall. Der Gurt schlägt mit voller Macht in die Brust. Für einen Moment kann ich nicht atmen. Alles tut mir weh. Meine Brust hämmert. Mein Schlüsselbein bocht. Mein Kopf fühlt sich sowie so ziemlich durchgefickt an und ich habe das Gefühl mich übergeben zu müssen. "Scheiße", höre ich sie neben mir, die Hände zitternd am Lenkrad. "Ich glaube ich muss kotzen!" Der Rest zieht vollkommen an mir vorbei. Der Polizist fragt nach meinem Ausweiß. Beifahrer. Ha! Ein Sanitäter greift nach meiner Hand und ich starkse mit wackelnden Beinen zum Krankenwagen die flackernden Lichter fühlen sich an wie Schläge in meine Magengrube. Der Mann fragt mich nach meinem Geburtstag und ich gerate in Panik, als ich merke, dass ich darüber nachdenken muss. Ich sage es ginge mir gut. Ich kenne meinen Text. Habe ich oft genug geübt. Vielleicht sollte ich mich einfach ins Krankenhaus fahren lassen, aber das Letzte was ich gerade gebrauchen kann ist ein Haufen Ärzte der mich von oben bis unten durchcheckt. Sie messen meinen Blutdruck. "Ist wirklich alles okay?" Ich nicke. "Klar!" Ich erhasche einen Blick auf das Auto. Die komplette Vorderseite ist zusammen gedrückt. Sie fängt an zu weinen und weinen. Mechanisch hebe ich meinen Arm und streiche über ihre Haare. Ich will auch weinen. Das Atmen fällt mir schwer. Vielleicht ist meine Luftröhre genauso zusammen gepresst, wie das Auto. Alle reden wild durcheinander. Man kann ein paar dieser hohen hysterischen Lacher hören, die erschreckend viele Menschen nach adrenalinauslösenden Situationen von sich geben. Wo ist mein Adrenalin? Ich kann die ganze Zeit nur daran denken, was passiert wäre, wenn ich heute Nacht gestorben wäre. "Ich muss dich heute Nacht regelmäßig aufwecken um zu sehen, ob du okay bist!" Ob ich "okay" bin also. Aha. Ich zucke mit den Schultern, ringe mir ein Lächeln ab und die Zimmertür fällt zu. Ich schalte den PC an. "Du wurdest in einem neuen Video verlinkt" Und da sind sie. Sind alle über Weihnachten nach Hause gekommen. Sitzen da in dieser Kneipe, in der ich für eine Zeit lang quasi gelebt haben und lallen in die Kamera, sie würden mich vermissen. Und da ist er. B ist also auch in Köln. Er zieht die Kamera nah an seinen Mund, wirft einen schuldbewussten Blick in L's Richtung. "Björk, ich vermisse deine" Und dann bricht das Video ab. Der Brief ist immer noch nicht angekommen!

3 Kommentare:

  1. oh man, das klingt schlimm.
    ich hoffe, dir geht es besser :*
    ich bin in boston :) allerdings geh ich schon im februar wieder zurück. und du?
    xx

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  2. du schreibst echt klasse, wie n buch! Hast du dich ein bisschen von dem Schreck erholt?

    Es freut mich voll dass dir das Bild gefällt. ich kenn wenige, denen sowas gefällt. (hier zumindest) ich glaube, du treibst dich in ähnlichen szenen rum wie ich, wenn dir das gefällt. und hörst ähnliche musik :)
    glaube ich

    liebe grüße

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  3. hm. einerseits will ich gern hier bleiben, aber ich freu mich auch, meine Freunde wieder zu sehen.
    Und dass ich zu Hause wieder ein bisschen mehr so leben kann, wie ich es möchte.
    Wie ist es bei dir?
    xx

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